Als alternative Energieform ist Ökostrom stark umstritten. Bekannt ist, dass zur Herstellung des Stroms erneuerbare Energiequellen verwendet werden. Im Vordergrund stehen Wind-, Wasser-, Photovoltaik- und Biogasanlagen. Dagegen ist es eine Priorität, auf das Verbrennen fossiler Brennstoffe und die damit einhergehenden Umweltschäden zu verzichten. Dennoch gerät Ökostrom in Kritik. Von Gegnern werden hierbei mehrere Argumente vertreten.
Hohe Kosten bei der Produktion
Auf dem Weltmarkt gehört Ökostrom nach wie vor zu den oberen Preiskategorien. Als konkurrenzfähige Alternative kann Ökostrom entsprechend nur mit staatlichen Subventionen bestehen. Der schlechten Preislage liegen mehrere Ursachen zugrunde. Einerseits ist der Ausbau der entsprechenden Anlagen mit hohen Kosten verbunden. Beispielsweise ist es bei einer Windkraftanlage notwendig, teure Windräder zu errichten, große Abstände einzuhalten und den Untergrund zu verhärten. Im Vergleich dazu ist der Ausbau von Photovoltaikanlagen mit hohen Grundstückskosten verbunden. Biogas ist ebenfalls ineffizient, da hohe Kosten für Personal und Maschinen getragen werden müssen.
Andererseits befindet sich die Herstellung von Ökostrom immer noch in der Forschung. Experten setzten auf neue Technologien, welche die Energieproduktion in der Zukunft optimieren könnten. Im Gegensatz dazu ist der Betrieb von Atom- und Ölkraftwerken weitgehend erforscht. Beispielsweise weisen die in Deutschland verwendeten Leichtwasserreaktoren nur wenig Optimierungspotenzial auf. Gleiches gilt für die Verbrennung fossiler Brennstoffe, deren Effizienz kaum gesteigert werden kann.
Schwankungen führen zu Versorgungsproblemen
Auch steht Ökostrom in der Kritik, da er eine stabile Energieversorgung nicht garantieren kann. Wetter- und Saisonveränderungen haben auf die Effizienz von Wind-, Wasser-, Photovoltaik- und Biogasanlagen eine große Auswirkung. Dies ist insbesondere dann ein Problem, wenn ein ansteigender Strombedarf nicht mehr gedeckt werden kann. In diesem Fall müssen Stromspeicher eingesetzt werden, deren Kapazität stark beschränkt ist. Unter Umständen ist es notwendig, Strom aus dem Ausland zu kaufen. Dies ist mit Mehrkosten verbunden, die sich auf die Rechnung der Verbraucher niederschlagen.
Schlecht ist es auch, wenn ein Überschuss an Strom produziert wird. Sind Stromspeicher bereits aufgeladen, muss die Stromgewinnung gedrosselt werden. Bei den betroffenen Betrieben entstehen Ausfälle, die mit einem Anstieg der Strompreise kompensiert werden. Als Alternative bietet es sich an, überschüssigen Strom an das Ausland zu verkaufen. Dies ist aber nur dann möglich, wenn im Ausland selbst kein Überschuss auftritt. Da sich Wetterbedingungen auf überregionale Gebiete auswirken, ist das nur selten der Fall. In der Vergangenheit wurde der Strom unter diesen Umständen zu einem negativ ausgehandelten Preis verkauft. Das bedeutet, dass das Inland dem Ausland Geld für den Kauf des überschüssigen Stroms zahlt.
Verunstaltung der Landschaft
Auf ländlichen Gebieten beschwert sich die Bevölkerung zunehmend, dass traditionell geprägte Gegenden durch die Etablierung von Ökostromanlagen verunstaltet werden. Die Kritik richtet sich insbesondere gegen Windräder, wie sie in Form von Windparks großflächig errichtet werden. Im Kreuzfeuer steht aber auch Biomasse, die von Betrieben als landwirtschaftliches Produkt selbst angebaut und als Rohstoff verkauft wird. Die energetische Nutzung von Pflanzen gewinnt damit an Priorität, während Gewächse als Nahrungs- oder Futtermittel in den Hintergrund rücken. In den vergangenen Jahren konnte nämlich mit Biomasse deutlich mehr Geld eingebracht werden, als dies mit Nahrungs- oder Futtermittel möglich ist.
Ein weiterer Nachteil des Ökostroms besteht darin, dass es in der Herstellung zu einem hohen Ausstoß an Treibhausgasen kommt. Dies beginnt mit dem Pflanzenanbau. Spritzen, Düngen und Ernten erfordert viel Energie, die von landwirtschaftlichen Fahrzeugen bereitgestellt wird. Landwirtschaftliche Fahrzeuge stoßen einen hohen Anteil an CO2 aus, welches negativ auf die Erderwärmung wirkt. Einen noch größeren Schaden verursacht das Düngen, bei welchem hohe Anteile an Lachgas freigesetzt werden. Experten zufolge ist dieses 300 Mal so schädlich wie CO2, da es die Ozonschicht am stärksten angreift.
Nur eine Mogelpackung?
Ökostrom erfreut sich dank seiner vergleichsweise geringen Umweltbelastung eines guten Rufs. Bei einer genaueren Betrachtung stellt sich aber heraus, dass das Prinzip der Nachhaltigkeit von einem Teil der Ökostromprodukte nur oberflächlich erfüllt wird. Umweltaktivisten kritisieren insbesondere, dass Ökostromprodukte auch auf indirekten Handelsverträgen beruhen können. Dabei handelt es sich um einen Stromkauf aus alten Kraftwerken, der über mehrere Umwege zustande kommt. Auf diese Weise werden Regelungen umgangen, die sonst bei einer Ökostromanlage zur Geltung kommen. Umweltaktivisten bezeichnen dies als Umetikettierung, die ethische Prinzipien nicht befolgt.